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30.09.2023 [Ausbildung]

Niedersächsische Special Olympics Kletterwettbewerb 2023

Niedersächsische Special Olympics Kletterwettbewerb 2023

Was ist die Steigerung von Freude? Doppelte Freude, Riesenfreude, überschäumende Freude, ausgelassene Freude…? Da fällt sicher fast jedem etwas anderes ein. Wer hautnah erleben wollte, was Freude bedeutet, der war bei dem ersten niedersächsischen Kletterwettbewerb von Special Olympics Niedersachsen gerade richtig. Die Freude war mit Händen greifbar, und es war auch ergreifend.

Das Kletterevent

60 geistige eingeschränkte Athletinnen (meist Kinder und Jugendliche) aus ganz Niedersachsen und Bremen (und darüber hinaus) nahmen an diesem Kletterevent am 22. März im GriffReich teil; ihnen standen fast genauso freiwillige Helfer/innen, zumeist von der Sektion Hannover, aber auch viele aus den umliegenden Sektionen – insbesondere Hildesheim und Bremen waren dabei. Veranstalter war Special Olympics Niedersachsen (SONds) mit der Geschäftsführerin Sabine Schmidt, die selbstverständlich wie auch die Öffentlichkeitsbeauftragte Elisabeth Gebler und weitere Mitarbeiter/innen, den ganzen Tag dabei war.

Es hätten noch viel mehr Athlet/innen kommen wollen, aber bei den räumlichen und zeitlichen Kapazitäten war eigentlich schon bei 50 Schluss, schließlich hat Special Olympics ein ausgefeiltes Regelwerk (mit Klassifizierungs- und Finalrunden), das es zu beachten galt, weil dieser Wettbewerb auch Anerkennungswettbewerb für die im nächsten Jahr stattfindenden Special Olympics Winterspiele war.

Die oberste Regel war und ist: Jede/r wird in seiner/ihrer Leistungsklasse geehrt; es gab Gold-, Silber- und Bronze-Medaillen sowie Schleifen für die Plätze 4 – 8. Die Leistungsklassen reichten vom Klettern einer Route im Schwierigkeitsgrad 3 bis hin in den 6er Bereich. Da staunte schon mancher passionierte Kletterer, wie viele sich an die Route im Schwierigkeitsgrad 6 wagten und fast schafften. Der Sieger der höchsten Leistungsklasse, ein Athlet aus der Sektion Bremen, schaffte sogar die halbe Strecke der 7er-Route.Und das alles bei herausfordernden Bedingungen, galt es doch, von einer zur nächsten Route zu gehen, sich zu konzentrieren, von einem der vielen Trainerinnen und Trainern in die Sicherung genommen zu werden, und hoch ging es, natürlich streng beobachtet von den Schiedsrichter/innen, die mit Klemmbrett und Stoppuhr bewaffnet den Sichernden zur Seite standen. Erstaunlich war die hohe Disziplin: An einigen Routen stauten sich die Athlet/innen, warteten aber geduldig auf den Bänken davor, bis sie an der Reihe waren. Gegen 14 Uhr war der eigentliche Wettkampf vorbei, dann galt es schnell die nicht ganz einfache Auswertung zu machen, da die Athlet/innen jetzt etwas ungeduldig auf die Siegerehrung warteten.

Diese war wirklich emotional, genauso wie die Eingangszeremonie mit olympischer Fahne und Hymne. Überhaupt hatten die Akteurinnen von Special Olympics Niedersachsen alles getan, damit der Wettbewerb in einem feierlichen, würdigen Rahmen stattfinden konnte.

Vorbereitung und Helfer/innen

Hierfür waren auch umfangreiche, arbeitsintensive Vorarbeiten erforderlich: Neben den vielen organisatorischen Abstimmungen und Besprechungen mit SONds war dies die Rekrutierung der Helfer/innen (das war das einfachste), Organisation von Essen und Trinken, Berechnung der Kosten, Ausschilderung der Räumlichkeiten, Aufstellen eins Zeitplanes, Erstellen von Fotografien der Routen, und vieles mehr. Dies wäre ohne die sektionsübergreifenden Helfer/innen nicht allein von seiner Sektion zu schaffen gewesen; es war ja sowie so eine niedersächsische Veranstaltung, die als Auftakt für hoffentlich viele weitere zunächst in Hannover stattfand.

Wie gut inzwischen das Netz zwischen den Inklusionsbeauftragten im LV Nord funktioniert, zeigte sich durch die Unterstützung der Inklusionsbeauftragten der Sektion Hildesheim, Liane Neuleben, und der Sektion Bremen, Marcus Wehner.

So griff ein Rädchen in das andere, alle packten dort an, wo sie es konnten, Mitarbeit kam von unerwarteten Seiten, so dass wir uns (fast) keine Gedanken mehr machen mussten. Trotzdem blieb die Anspannung.

Siegerehrung

Nach all den nüchternen – aber natürlich positiven - Fakten zurück zur emotionalen Siegerehrung. Es wäre vielleicht etwas übertrieben zu sagen: Die Halle brodelte, aber so weit entfernt davon war es nicht. Dank der äußerst gelungenen Moderation durch unseren Kletterfreund Christian Piechutta aus Hannover war das Übereichen der Medaillen ein sehr gelungener Abschluss (dazu gab es noch für jeden einen kleinen Teddybären). Die offiziellen Danksagungen waren kurz aber herzlich; die Athletinnen zusammen mit ihren Betreuer/innen mussten die Heimreise antreten. So nach und nach zerstreuten sich auch alle Helfenden, aber es blieben so viele, dass die Halle in Handumdrehen wieder aufgeräumt war.

Fazit

Was bleibt von einem solchen Kletterevent?

Die Bestätigung, dass man viele, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehen, durch einen solchen Wettbewerb glücklich machen kann? Die Erkenntnis, dass – wenn alle anpacken – ein Erfolg fast gewiss ist? Das Wissen, dass so Gemeinschaften geformt werden können? Die Freude, dass Freude bereiten zu können, gar nicht so schwer ist. Die Hoffnung, dass Inklusion vielleicht einmal vollständig gelingen und ein Selbstverständnis in unserer Gesellschaft sein kann?

Vielleicht von allem etwas, vielleicht auch noch mehr.

Claudia Carl

Inklusionsbeauftragte DAV LV Nord